Vielleicht erahnst du noch in der hintersten Ecke deines Erinnerungsvermögen, wer ich bin.
Ich war mal das Mädchen mit dem Blog.
Der Blog, auf dem ich einfach meinen ganzen Kram niedergeschrieben habe.
Das war gut, das tat mir auch sehr gut.
Ich hab das gebraucht.
Wenn man bedenkt, dass ich meinen jetzigen Job als Redakteurin mehr oder minder durch diesen Blog hier bekommen habe, wird mir ein bisschen seltsam.
Ich glaub ich bin jetzt groß.
Nun, körperlich gesehen hab ich euch schon vor ein paar Jahren auf den Kopf spucken können.
Aber das innen drin war noch nicht so ganz ausgewachsen.
Wie gut, dass es das jetzt gerade auch noch nicht ist.
Ich will noch wachsen.
Ich will mich noch verändern.
Ich möchte noch Türen schließen und so manche aufbrechen.
Ich sollte noch blöde Dinge anstellen und auf die Nase fallen.
Manchmal fühlt man sich einfach zu erwachsen.
Das ist scheisse.
Ich wohne seit 2 Jahren 120 km von meiner Heimat entfernt.
Ein FSJ, zwei WG's, eine gemeinsame Wohnung mit dem Liebsten, fast ein Jahr Berufserfahrung bei einer Zeitung und ein mittlerweile abgebrochenes Studium stehen auf meinem persönlichen Lebenslauf.
Die letzten Monate waren komisch.
Ich wusste nicht, was nun so wirklich das Richtige für mich ist.
Vor allem in die Zukunft blickend.
Mein Philosophie-Studium ist nicht das, was ich möchte.
Das kann ich jetzt ganz selbstbewusst sagen.
Vor ein paar Tagen hab ich noch ignoriert, dass ich dieses Studium verdammt nochmal nicht mag.
Ich bin so gut im ignorieren, wisst ihr.
Und jetzt hab ich endlich die Entscheidung getroffen, dass ich meine Zeit, die doch echt so krass kostbar ist, nicht mit etwas verschwenden will, was ich nicht möcht, was mich nicht glücklich macht.
Ja klar, es gibt immer Dinge die sich dir quer stellen, die du nicht magst und die du so hinnehmen musst, mit dem Wissen, dass es ja gleich besser wird.
Aber diesen Druck und das schlechte Gewissen, was in dieses letzten Monaten auf mir gelastet hat, kann mich mal.
Ich bin so schlecht im Entscheiden und deshalb find ich das gerade so verrückt, dass ich wenigstens diese Entscheidung treffen konnte und nicht wieder ins Ignorieren verfallen bin.
Diese Leichtigkeit, die ich jetzt mit mir rumtragen darf, tut gerade sohoo gut!
Und das ist meine kleine Insel, auf der ich mich kurz sonne.
Rumheulerei, Bauchweh und Schlaflosigkeit sind erstmal verjagt.
Jetzt chill ich kurz, bevor der nächste Berg vollgepackt mit Zukunftsängsten auf mich zugerollt kommt, okay?
Solang ich meinen Mattie hab, der mir so selbstlos massig viel Liebe und Glück schenkt;
meine Familie, an die ich immer lächelnd denken muss;
meine Freunde, die mit mir Schnaps trinken;
den Job, der mich früh aus dem Bett treibt
und die Sonne im Gesicht habe,
ist doch alles super!
Und hey..ich hab sogar meinen Weg zurück zu diesem Blog gefunden.
Läuft bei mir.
Und mit der Zukunft..
In ein bisschen mehr als 3 Wochen feier ich meine 22 Jahre Erbewohnschaft.
Und ich wünsche mir hiermit, so ganz nebenbei, einen Zukunftsplan.
Danke.
Vielleicht schmunzeltst du jetzt in in der hintersten Ecke deines Humorempfindens.
Merkst wer ich jetzt gerade bin.
Ich bin die mit dem Blog.
Der Blog, der meinen Scheiss ziemlich gut verdauen kann.
Das ist gut, das tat mir auch sehr gut.
Ich brauch das immer noch.
"Schreiben heißt, sein Herz waschen."
- Fritz J. Raddatz (1931-2015)